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Scarlett Wisotzki Press Officer Spielwarenmesse eG

Scarlett Wisotzki, Press Officer Spielwarenmesse eG

© Scarlett Wisotzki / Spielwarenmesse eG

Auch 2021 stehen viele Messen vor der Herausforderung hybrider Konzepte für die physische und digitale Präsenz. Wir sprachen mit Scarlett Wisotzki, Press Officer der Spielwarenmesse eG. Sie ist für die Kommunikation der Nürnberger Spielwarenmesse verantwortlich, die dieses Jahr als physische Messe erstmals im Sommer (20.-24. Juli 2021) stattfindet.

Es ist Februar 2021 – und Deutschland ist leider noch im Lockdown. Was für eine Herausforderung ist es für Sie und Ihr Team jetzt für die physische Spielwarenmesse 2021 Summer Edition im Juli zu werben?

Scarlett Wisotzki: Wir planen erstmals in der über 70-jährigen Geschichte der Spielwarenmesse die Durchführung im Sommer. Somit sind völlig andere Voraussetzungen gegeben, die passende Konzepte erfordern. Gespräche mit Ausstellern, Fachhändlern und Medienvertretern aus der ganzen Welt haben ergeben, dass sie sich darauf freuen, Nürnberg auch einmal in der warmen Jahreszeit zu erleben. Wir orientieren uns an ihren Bedürfnissen und werden neue Ideen umsetzen, um ihnen vom 20. bis zum 24. Juli ein schönes Live-Erlebnis zu bieten. Natürlich behalten wir dabei immer die aktuelle Lage im Blick. Die Sicherheit und Gesundheit aller Beteiligten haben für uns oberste Priorität. So passen wir das detaillierte Hygienekonzept, das wir bereits mit den zuständigen Gesundheitsbehörden erarbeitet haben, stetig an die jeweiligen Bestimmungen an.

Neben der physischen Messe im Sommer bieten Sie Ihren Kund*innen seit Januar mit Spielwarenmesse BrandNew auch digitale Präsenzen an. Was sind Ihrer Erfahrung nach die wichtigsten Erfolgsfaktoren für digitale Angebote von Messe-Veranstaltern?

Scarlett Wisotzki: Als Leitmesse mit dem weltweit größten Netzwerk der Branche sind wir uns unserer Verantwortung durchaus bewusst. Und wir haben mit Spielwarenmesse BrandNew unsere starke frequentierte Webseite, aber auch unsere Social Media Kanäle und Newsletter während des ursprünglichen Messetermins genutzt, um Trends und Neuheiten zu transportieren. Bei digitalen Angeboten von Messe- und Marketingdienstleistern geht es weniger darum physische Messen 1:1 abzubilden – dafür sind sie zu komplex. Viel mehr sind der Servicegedanke und die Authentizität des Veranstalters gefordert: Die Aufgabe besteht darin, Aussteller sowie Händler und Einkäufer auch auf hybrider Ebene zu unterstützen. Die Vermittlung von Branchennews, Innovationen, aber auch von Kontakten stehen im Vordergrund – und das 365 Tage im Jahr.

Wie hat sich die Nachfrage in der Spielwaren-Branche in letzter Zeit verändert? Welche Trends sehen Sie für 2021?

Scarlett Wisotzki: Der Spielwarenmarkt ist 2020 gewachsen, hierzulande sogar überdurchschnittlich. Aufgrund des Lockdowns mussten die Menschen zu Hause bleiben und die ganze Familie beschäftigen, weshalb sich vor allem Spiele und Puzzles das ganze Jahr über einer hohen Nachfrage erfreuten. Aber auch Konstruktionsspielzeug und Outdoor-Artikel fanden so gute Absätze, dass größere Spielgeräte wie Trampoline teilweise sogar ausverkauft waren. Allein diese drei Kategorien stehen für 65% des Branchenwachstums in Deutschland. Durch die momentane Lage sind Gesellschaftsspiele nach wie vor populär. Welche Trends sich 2021 letztendlich durchsetzen werden, entscheiden die Endverbraucher. Wir haben zudem ein eigenes, internationales TrendCommittee, das jährlich diese Strömungen in ihren Ländern identifiziert. Die Trends mit den meisten Überschneidungen stellen wir dann auf der Spielwarenmesse vor.

Soziale Medien und Livestreams sind schon seit langem fester Bestandteil für die Öffentlichkeitsarbeit von Messen und Konferenzen. Hat deren Bedeutung aus Ihrer Sicht seit dem letzten Jahr nochmal zugenommen? Wie schätzen Sie diese Kanäle heute ein?

Scarlett Wisotzki: Das letzte Jahr hat besondere Maßnahmen erfordert, die auch PR-Vertretern im Messewesen neue Möglichkeiten eröffnet haben. Meiner Meinung nach hat die gesamte Situation im vergangenen Jahr dem Thema Digitalisierung generell einen riesigen Schub versetzt. Beispielsweise haben wir im Herbst erstmals eine reine Zoom-Pressekonferenz mit Journalisten aus ganz Europa für unsere PBS-Messe Insights-X durchgeführt, was gut funktioniert hat. Zudem konnten unsere Aussteller sehr erfolgreich Live-Sessions über unsere Social Kanäle abhalten. Messen leben von Kontakten, weshalb alle zukunftsträchtigen Kommunikationskanäle genutzt werden sollten. Beim Thema digitale Innovationen in der Öffentlichkeitsarbeit ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.

Ein Blick in die nahe Zukunft nach der Pandemie: Welche Lehren könnten Messe-Veranstalter aus den Jahren 2020 und 2021 ziehen?

Scarlett Wisotzki: Wir sind der Meinung, dass Präsenzveranstaltungen für die persönliche Kontaktpflege nach wie vor unabdingbar sind. Die einzigartige Produktvielfalt vor Ort muss mit allen Sinnen erlebt werden. Allerdings stecken in jeder Krise auch Chancen: Es wurden neue Wege der Kundenkommunikation geschaffen, digitale Angebote schneller umgesetzt als geplant sowie Geschäfts- und Arbeitszeitmodelle ausgebaut oder das interne Krisenmanagement verbessert. So haben auch Messe-Veranstalter die Umsetzung neuer, zukunftsweisender Maßnahmen beschleunigt, die den Markt zielgruppengerecht bedienen. Wir alle werden unser Wissen im digitalen Bereich aus den letzten Monaten vertiefen, um die Schnittstelle zur analogen Welt als sinnvolle Ergänzung so effektiv wie möglich zu gestalten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Frank Krings, PR Manager der Frankfurter Buchmesse.