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Frankfurt Audio – so heißt der neue Themenbereich auf der Frankfurter Buchmesse (16.-20. Oktober 2019). Der Schwerpunkt ist klar definiert: Alles rund um das Thema Audio – von Hörbüchern über Podcasts bis hin zu Sprachassistenten. Immerhin sind Hörbücher das am schnellsten wachsende Segment in der digitalen Verlagsbranche. Deborah Klein hat sich mit Matthäus Cygan, Director Business Development Trade International bei der Frankfurter Buchmesse, über die neue Hörwelt auf der Messe unterhalten.

 

Herr Cygan, Sie sind Director Business Development Trade International bei der Frankfurter Buchmesse – welche Aufgaben bringt diese Rolle mit sich?

Kurz gesagt geht es darum, Strategien für den Bereich internationale Publikumsverlage und Dienstleister sowie Rechte und Lizenzen zu erarbeiten und neue Angebote für diese Kundengruppen zu entwickeln. Das bedeutet, ich bin unter anderem dafür verantwortlich, dass Themen und Trends der internationalen Branche auf der Frankfurter Buchmesse stattfinden und auch sichtbar sind. Dazu gehört, das Angebot an Produkten und Veranstaltungen für unsere Aussteller und Fachbesucher zu prüfen und weiterzuentwickeln. Uns ist es wichtig, dass unsere Kunden von der Messeteilnahme maximal profitieren – hierfür entwickeln und stellen wir passende Angebote bereit: von neuen Ausstellungsarealen und Präsentationsmöglichkeiten über Fachkonferenzen bis hin zu Networking-Veranstaltungen. Die Bedürfnisse unserer Kunden stehen im Vordergrund – das heißt, Jahr für Jahr entscheiden wir neu, welche Formate noch weiter ausgebaut oder verändert werden sollen, oder welche neu hinzukommen.

 

Wenn Sie drei Worte wählen sollten, um Ihre Arbeit zu beschreiben?

Neu, kreativ, kundenorientiert.

 

„Letztlich braucht es Fingerspitzengefühl“

 

Wie gehen Sie vor, um neue Trends in der Buchbranche zu erspüren?

Es handelt sich hierbei um einen konsequenten Prozess, und das von Beginn an: Man hört, man sieht, man liest und erkennt, dass ein Thema einen wichtigen Stellenwert in der Branche erhalten wird. Das beobachten wir sehr bewusst; zudem stehen wir natürlich in sehr engem Kontakt mit Verlagen, Buchhändlern und vielen weiteren Branchenakteuren. Letztlich braucht es Fingerspitzengefühl, um neue und bereits bestehende Themen zu prüfen und zu entscheiden, in welchem Rahmen sie auf der Frankfurter Buchmesse präsent sein werden. Als größte internationale Buchmesse sehen wir uns auch als Impulsgeber der Branche – in Frankfurt kommt nicht nur das internationale Verlagswesen zusammen; auch Entscheider und Akteure aus dem Medien- und Kreativbereich sowie aus dem Film- und Gamesgeschäft treffen sich hier. Unser Fach- und Konferenzprogramm bietet die Möglichkeit, sich über neue Geschäftsbereiche und -modelle zu informieren und auszutauschen.

 

Welcher Auslöser brachte die Entscheidung, eine neue Hörwelt auf der diesjährigen Buchmesse zu etablieren?

Hörbare Inhalte sind auf der Frankfurter Buchmesse immer präsent gewesen. Mit „Frankfurt Audio“ werden in diesem Jahr das Wachstum und die Bedeutung dieses Bereichs jedoch noch stärker in den Vordergrund gerückt. Das Thema „Audio“ hat mich bereits in meiner Zeit bei der Verlagsgruppe Random House beschäftigt. Es wurde immer deutlicher, wie relevant dieser Bereich für das Verlagswesen ist und dass es ein ganz großes Thema wird: Das Wachstum ist seit einigen Jahren zu beobachten. Daher war es für die diesjährige Frankfurter Buchmesse naheliegend, den Bereich „Frankfurt Audio“ ins Leben zu rufen und mit einem eigenen Ausstellungsareal in Halle 3.1 einen zentralen Ort für den Audiobereich auf der Messe zu schaffen.

 

 „Am Publikumswochenende wird das Areal Anlaufpunkt für alle Hörbuch- und Podcast-Fans sein“

 

Was erwartet die Besucherinnen und Besucher konkret bei Frankfurt Audio?

International wie auch national ist das Thema „Audio“ breit aufgestellt und vielfältig. Im Areal werden Aussteller die neuesten Trends und Produkte aus dem Audiobereich zeigen: Neben dem Hörbuch geht es inhaltlich auch um Podcasts, Sprachassistenten, Streaming-Plattformen und Services rund um die Audioproduktion und -distribution. Die Besucherinnen und Besucher erhalten Informationen über neue und bestehende Formate sowie Einblicke in neue Technologien und Geschäftsmodelle, die im Aufbau sind. All das und noch mehr wollen wir mit Frankfurt Audio anstoßen. Natürlich spielt der Austausch innerhalb der Branche eine wichtige Rolle, denn gerade in diesem wachsenden Markt ist das fachliche Gespräch sehr wertvoll. Dafür bieten wir mit dem Frankfurt Audio Summit eine Konferenz speziell für den Audiobereich und mit der neuen Frankfurt Audio Stage Präsentationsmöglichkeiten für unsere Aussteller. Am Publikumswochenende wird das Areal Anlaufpunkt für alle Hörbuch- und Podcast-Fans sein, die dort neben einem richtigen Podcast-Studio, in dem eigene, kurze Podcasts aufgenommen werden können, auch bekannte Sprecher und Podcaster auf der Bühne antreffen werden.

 

Stichwort „international“. Welche Aussteller werden bei Frankfurt Audio vertreten sein?

Eine Vielzahl deutschsprachiger Hörbuchverlage wird vor Ort sein, aber auch internationale Player – z.B. aus den USA, Dänemark und Ghana – sowie Dienstleister und Händler. Zebralution, Audible, Storytel, Bookwire, Audio Alliance und Bitkom sind als Partner von Frankfurt Audio als Aussteller vertreten bzw. bereichern das Areal programmatisch.

 

Was passiert auf der Frankfurt Audio Stage?

An den Fachbesuchertagen (16.-18. Oktober) werden auf dieser neuen Bühne diverse Fachveranstaltungen und -diskussionen stattfinden, wie zum Beispiel Master Classes zum Thema Podcast. Fragen, wie ein Podcast produziert wird und wie mögliche Geschäftsmodelle aussehen könnten, werden dabei beantwortet. Am Messewochenende (19.-20. Oktober) erwartet die Besucherinnen und Besucher ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm mit bekannten Hörbuchsprechern und Podcastern. Es wird auf jeden Fall spannend: Das Autorenpaar hinter Iny Lorentz wird zum Beispiel sein neues Hörbuch vorstellen, die Macher von erfolgreichen Podcast-Formaten wie stern Crime und Der Abgrund haben sich ebenfalls schon angekündigt, und unser Medienpartner, der Hessische Rundfunk, plant eine Veranstaltung mit Autor und Erzähler Rafik Schami. Ich freue mich auf ein buntes Programm!

 

Sie hatten die Fachkonferenz zum Thema „Audio“ angesprochen. Können Sie hierzu mehr sagen?

Der Frankfurt Audio Summit findet als halbtägige Konferenz am Messedonnerstag (17. Oktober 2019) statt. Hier erwarten wir einen Austausch auf hohem Fachniveau. Im letzten Jahr haben wir die Konferenz zum ersten Mal durchgeführt und sehr positives Feedback erhalten. Die Veranstaltung bietet Branchenmitgliedern und Audio-Experten aktuelle Zahlen und Informationen zur Entwicklung der internationalen Audiomärkte. Zudem werden unterschiedliche Geschäftsmodelle aus dem Audiobereich vorgestellt und diskutiert. Eines der Highlights ist die Keynote von Michael Krause, Managing Director Central Europe bei Spotify, ein Unternehmen, das im Publishing-Segment noch relativ neu vertreten ist.

 

Lassen Sie uns zu Trends zurückkommen. Der Audiobereich gehört international zu den wachstumsstärksten Segmenten in der Medienbranche. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

Ich denke, das lässt sich hauptsächlich auf zwei Aspekte zurückführen: Zum einen wächst die Akzeptanz für Hörinhalte in unserer Gesellschaft, und zum anderen steigt das Angebot, diese zu beziehen. Es gibt viele Audioangebote, die man direkt in der Tasche griffbereit hat. Inzwischen sind zahlreiche Plattformen und Subscription-Modelle etabliert, so dass man unterwegs oder daheim – auf dem Smartphone oder Tablet, über Smartspeaker oder am PC – Hörinhalte abrufen kann. Zudem ist die Akzeptanz für ein Abonnement eines Streaming-Dienstes in diesen Tagen sehr groß und wächst weiterhin. Der Audiobereich profitiert von dieser Entwicklung.

 

„Ich sehe da ganz viele Chancen für die Branche“

 

Welche Chance bringen Podcasts & Co. für die Buchbranche mit?

Ich sehe da ganz viele Chancen für die Branche. Der Podcast hat seinen Platz in der Medienlandschaft gefunden. Ich denke, die Verzahnung mit der Verlagsbranche wird in der Zukunft weiter zunehmen. So nutzen bereits viele Verlage den Podcast als Reichweiten-Tool; aber auch als eigenständiges Content-Geschäftsmodell spielt er eine Rolle. Im Vergleich zum Hörbuch, bei dem man als Verlag Inhalte unmittelbar in Umsatz umwandelt, ist der Podcast in puncto Monetisierung noch in der Entwicklung.

 

Was macht für Sie ein guter Podcast aus?

Ein guter Podcast muss authentisch und nicht unbedingt „auf Hochglanz poliert“ sein. Wichtig ist, dass er auf Augenhöhe mit den Hörerinnen und Hörern stattfindet. Durch Kommentare der Hörer unterhalb des Podcasts, ähnlich wie bei YouTube, wird dies zusätzlich verstärkt: Man ist im direkten Austausch und dadurch nah mit dem Podcast verbunden.

 

Welche Podcasts hören Sie persönlich?

Auf meinem Smartphone läuft regelmäßig der Podcast Beste Vaterfreuden über Jungväter. Mein tägliches News-Update zum aktuellen Weltgeschehen bekomme ich über den Podcast Das Morning Briefing mit Gabor Steingart. Was ich gerade ganz neu für mich entdeckt habe, ist COSMO Machiavelli, ein Podcast über Rap und Politik des WDR. Zwei Dinge werden hier auf sehr hohem Niveau zusammengewürfelt – sehr spannend!

 

Das Gespräch führte die freie PR-Beraterin Deborah Klein. Das Interview wurde zuerst auf der Website von Deborah Klein | PR-Beratung und Redaktion veröffentlicht.