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Berlinale 2021_Frank Kroll

Die Pitchveranstaltung "Books at Berlinale", die im Rahmen des Berlinale Co-Production Market – in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse – bereits seit 2006 jährlich aktuelle Neuerscheinungen und Bestseller ins Rampenlicht rückt, fand am 4. März zu ihrem 15. Jubiläum erstmals online statt. Unter den zehn Büchern, die aus 160 Einsendungen für die Präsentation ausgewählt wurden, war auch der Siegertitel des Deutschen Buchpreises 2020, "Annette, ein Heldinnenepos" von Anne Weber, vertreten durch die Agentur Kroll. Wir haben vor der Veranstaltung mit Agent Frank Kroll über seine Erfahrung mit dem Format und mit Literaturverfilmungen im Allgemeinen gesprochen. 

Sie haben in den letzten Jahren bereits mehrfach an Books at Berlinale teilgenommen, um Bücher vor einem Live-Publikum zu pitchen. Was erwarten Sie von der diesjährigen Online-Version? Welche Chancen und welchen Herausforderungen sehen Sie?

Eine Einladung zu Books at Berlinale wird als besondere Auszeichnung eines literarischen Stoffes verstanden und freut uns immer sehr. Die Präsentation in diesem professionellen Rahmen hebt einen Roman noch einmal anders hervor und sorgt für internationale Aufmerksamkeit in der Produzentenszene. Mir sind „analoge“ Begegnungen grundsätzlich sehr viel lieber, aber ein digitales Format kann auch für Konzentration sorgen, zumal bei so einem großen Event wie der Berlinale. Dabei sind Video-Meetings für uns alle längst alltäglich geworden, glaube ich.

Warum ist es für Verlage und Agenturen wichtig, solche Gelegenheiten wahrzunehmen, um Filmrechte zu verkaufen?

Wir erreichen hier in einem prominenten Festivalrahmen, der ja immer auch Messecharakter hat, sehr gezielt diejenigen internationalen Filmleute, die sich für starke literarische Filmvorlagen interessieren.

Warum ist Annette, ein Heldinnenepos besonders gut zur Verfilmung geeignet? Ist es Heldinnenfigur, der Text, die Sprache? Lässt sich dieses besondere Buch überhaupt filmisch einfangen?

Der Roman lebt von seiner realen Heldin, von Annette Beaumanoir, einer kleinen Frau (sie wurde wegen ihrer Körpergröße beim Militär „ausgemustert“, was sie sehr gefuchst hat!) mit einem großen Herz und einer schier unglaublichen Biografie, in der sich das komplette letzte Jahrhundert spiegelt. Ihr Leben bietet eine solche Fülle an Dramen und Konflikten, dass ich mir einen großen Spielfilm genauso vorstellen kann wie eine Mehrteiler-Verfilmung.

Hat jedes „gute“ Buch auch das Potential, als Film erfolgreich zu sein? Woran machen Sie fest, ob eine Geschichte auch auf der Leinwand funktioniert?

Es gibt tolle Literatur, die ihre Wirksamkeit in erster Linie über die Sprache, über den Ausdruck innerer Bewegungen erreicht. Da wird dann eine filmische „Übersetzung“ manchmal schwierig, aber nicht unmöglich. Aber es muss natürlich nicht aus jedem Buch ein Film werden. Es gibt keine objektiven Maßstäbe, aber viele mögliche Kriterien, die einen Roman für eine filmische Umsetzung reizvoll machen können: Handlung, Figuren, Thema, Konflikte, ein besonderer Blickwinkel oder Identifikationsmöglichkeiten – um nur ein paar zu nennen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Pia Springsklee, Volontärin Kommunikation bei der Frankfurter Buchmesse.