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Ehrengast Spanien: Sprachliche Vielfalt im Mittelpunkt / Kulturelle Annäherung: Bühnenprogramm spiegelt aktuelle Diskurse / Austausch über Grenzen hinweg: Programmschwerpunkt Ukraine / Spotlight on Africa / Einladungsprogramm mit Teilnehmer*innen u.a. aus Aserbaidschan, Haiti, Libanon, Ruanda, Togo / Kampagne „Translate. Transfer. Transform.“: Übersetzung als kommunikativer Akt  

Hoher Besuch in Frankfurt: Die 74. Frankfurter Buchmesse (19.-23. Oktober 2022) wird in Anwesenheit des spanischen Königspaares, König Felipe VI und Königin Letizia, sowie von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet. Dies gab der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, heute auf einer Pressekonferenz bekannt. Ebenfalls zu den Eröffnungsrednern gehören Boris Rhein, der Ministerpräsident des Landes Hessen, die Bürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main, Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs und die literarischen Festredner*innen aus Spanien, Irene Vallejo und Antonio Muñoz Molina. Die Eröffnungsfeier findet am Dienstag, dem 18. Oktober 2022, mit geladenen Gästen statt und wird live gestreamt. 

„Ein boomender Buchmarkt, lebendige Sprachenvielfalt und vielschichtige Literaturen: 31 Jahre nach dem ersten Gastlandauftritt lädt Spanien erneut dazu ein, den kulturellen Reichtum des drittgrößten europäischen Landes kennenzulernen. Und es gibt viel zu entdecken: Die Delegation aus Spanien umfasst rund 200 Autor*innen, Übersetzer*innen und Kreative – ausgewiesene Expert*innen für die Gegenwartsliteraturen des Landes. Unter dem Motto „Creatividad desbordante – Überbordende Kreativität“ wird der Ehrengast-Pavillon Raum für Begegnungen bieten: Er ist als lebendiges Wörterbuch konzipiert, das Worte, Sprachen und Geschichten verbindet. Ich bin sehr gespannt auf die Präsentation und freue mich, dass das spanische Königspaar und unser Bundespräsident die Frankfurter Buchmesse aus diesem Anlass besuchen“, sagte Juergen Boos. Mit Javier Cercas, Daniel Gascón, Elvira Lindo, José Carlos Llop, Rosa Montero, Arturo Pérez Reverte, Elvira Sastre, Manuel Vilas und der auch bei der heutigen Pressekonferenz in Frankfurt anwesenden Schriftstellerin Cristina Morales sind renommierte literarische Stimmen aus Spanien auf der Buchmesse vertreten. 

Von einer Zeitenwende ist in diesem Jahr häufig die Rede – angesichts des verheerenden und völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, der Millionen Menschen in die Flucht zwingt und zahllose Opfer fordert. Unter dem Motto „Was können sie uns anhaben, solange wir einander hören“ bestimmen ukrainische Stimmen und Themen am Messefreitag und -samstag (21.-22. Oktober 2022) das Programm im Frankfurt Pavilion auf der Agora.   
Serhij Zhadan, Katja Petrowskaja, Kateryna Mishchenko, Nataliya Gumeniuk, Peter Pomerantsev, Aliona Karavai, Andrej Kurkow, Karl Schlögel und viele mehr: Schriftsteller*innen, Kulturschaffende und Wissenschaftler aus der Ukraine und aller Welt diskutieren über Kultur, Politik, Medien, die Situation der Frauen und Fluchterfahrungen in Zeiten des Krieges. So spricht die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin Katja Petrowskaja über die Wahrnehmung der Ukraine in Europa. Die Verlegerin Kateryna Mishchenko teilt ihre Erfahrungen als Frau im Krieg und auf der Flucht. Die ukrainische Galeristin Aliona Karavai setzt sich mit der gegenwärtigen Kulturpolitik auseinander. Andrei Kurkow und Ljubov Jakymchuk thematisieren den Angriff auf plurale Identitäten in der Ukraine. Und der ukrainische Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer und Friedenspreisträger Serhij Zhadan trägt Gedichte vor. Das Programm wird von der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Goethe-Institut Ukraine und der Frankfurter Buchmesse in Zusammenarbeit mit dem Ukrainian Book Institute kuratiert und richtet sich an alle Messebesucher*innen.  

Ist Widerstand gegen das Putin-Regime möglich? Viele russische Oppositionelle mussten fliehen und organisieren ihren Protest gegen den russischen Machthaber aus dem Exil. So auch Leonid Wolkow. Der Oppositionspolitiker und enge Vertraute des seit Januar 2021 inhaftierten Dissidenten Alexei Nawalny analysiert in seinem neuen Buch „Putinland“ die brutale imperialistische Dynamik in Putins Reich und zeigt auf, was man in Deutschland und Europa lange nicht wahrhaben wollte.  

In ganz Europa gewinnen antidemokratische und rechtsextreme Tendenzen Zuspruch. Eine besorgniserregende Entwicklung, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang vor einigen Monaten in Berlin bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts zum Thema machten: Rechtsextremismus ist in Deutschland weiterhin die größte Bedrohung für die Demokratie. Besonders deutlich wurde dies durch die aufgedeckten Fälle von rechtsextremen Gruppen bei der Polizei und Bundeswehr oder durch rassistische Terroranschläge von Hanau und Halle. Wie bekämpft man eine antidemokratische Bewegung, die stark vernetzt in unsere Gesellschaft hineinwirkt? Welche politischen, juristischen und zivilgesellschaftlichen Instrumente der Abwehr gibt es? Wie können Menschen vor Übergriffen geschützt werden? Eine Gesprächsrunde mit Expert*innen und Betroffenen wird über die Verantwortung von Journalismus, Staat, Gesellschaft, der Buchmesse und der Verlagsbranche sprechen und diskutieren, welche Veränderungen dringend vorangetrieben werden müssen. 

Sie erheben ihre Stimmen für die Rechte und Repräsentanz von Minderheiten, für gesellschaftliche Diversität und einen entschiedenen Kampf gegen die Klimakrise: Eine Vielzahl von Autor*innen positioniert sich in ihren Büchern und fordert nachhaltigen Wandel. In Frankfurt werden Josephine Apraku, Florence Brokowski-Shekete, Maja Göpel, Ann Mbuti, Elena Medell, Luisa Neubauer, Tupoka Ogette, Sasha Marianna Salzmann, Mithu Sanyal und Alok Vaid-Menon ihre Ideen für eine Welt im Umbruch vorstellen.  

2022 scheinen die Krisen größer denn je. Wie blicken vor allem junge Menschen heute in die Zukunft – und welche Ideen haben Kreative, Kulturschaffende und Denker*innen? „Und jetzt?“ – fragt ARTE deshalb und diskutiert den Zustand Europas und seiner Werte. Bereits über 70.000 Menschen aus Deutschland, Frankreich, Belgien und Österreich haben an der Umfrage „Und jetzt?“ teilgenommen, die noch bis zur Buchmesse läuft: Und jetzt? (undjetzt-festival.de)

Von Europa nach Afrika: Erstmalig präsentiert sich auf der Frankfurter Buchmesse der Gemeinschaftsstand Africa Publishing Innovation Fund. Das 2019 gegründete Fördergremium hat eine Summe von 800 000 USD bereitgestellt, um Innovator*innen der afrikanischen Verlagsbranche und Bibliotheksprojekte zu unterstützen. Am Gemeinschaftsstand in Halle 4.1 H 102 werden Verleger*innen aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern ausstellen.  

Im Rahmen des Einladungsprogramms, das die Frankfurter Buchmesse seit über 50 Jahren mit Mitteln des Auswärtigen Amtes durchführt, reisen in diesem Jahr 20 unabhängige kleine und mittlere Verlagshäuser aus Afrika, der arabischen Welt, Asien, Lateinamerika, der Karibik und Osteuropa zur Frankfurter Buchmesse. Die Verleger*innen u.a. aus Argentinien, Aserbaidschan, Guinea, Haiti, Iran, Kolumbien, Kuba, Nigeria, Singapur, Togo haben eine Vielzahl von Kinderbüchern und literarischen Neuentdeckungen im Gepäck. Weitere Informationen dazu unter: Das Einladungsprogramm für Verleger (buchmesse.de) 

Mit der Kampagne „Translate. Transfer. Transform.“ richtet die Frankfurter Buchmesse das Scheinwerferlicht auf das Übersetzen, eine Tätigkeit, die im Verborgenen stattfindet, ohne die Verständigung jedoch unmöglich wäre. Dabei geht es nicht nur um literarisches Übersetzen, vielmehr steht Übersetzung als kommunikativer Akt im Fokus. Auch die Adaption von literarischen Stoffen ist eine Form des medialen Transfers. Das Thema Übersetzen zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche der Frankfurter Buchmesse: Im Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) wird mit Übersetzungsrechten gehandelt, im Zentrum eines jeden Gastlandauftrittes steht ein großes Übersetzungsförderungsprogramm. Gemeinsam mit dem Verband der Übersetzer*innen VdÜ wird im Internationalen Zentrum für Übersetzung (Halle 4.0) ein abwechslungsreiches Programm angeboten: Hier wird für mehr Sichtbarkeit von Lektor*innen und Übersetzer*innen gestritten oder über die Rezeption von arabischer Literatur in Europa diskutiert. Es geht um Übersetzung für blinde Menschen und um die Herausforderung, umgangssprachliche Wendungen in ein eine andere Sprache zu übertragen, etwa bei Comics. Des Weiteren geht es u.a. um Themen wie Sensitivity Reading und postkoloniales Übersetzen.  

Alle Veranstaltungen sind in Kürze unter Veranstaltungskalender (buchmesse.de) abrufbar. 

Die gesamte Pressemappe, inkl. Pressetermine, Preisverleihungsliste und einer Übersicht über Autor*innen und VIPs auf der Buchmesse 2022, finden Sie hier zum Download: Pressematerial der Frankfurter Buchmesse